BMW Technisch hoch hinaus – Hochhaus

Von Steffen Dominsky 3 min Lesedauer

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Vor 50 Jahren eröffneten die Bayerischen Motorenwerke ihre neue Firmenzentrale. Der berühmte 4-Zylinder ist, genauso wie die seinerzeit aktuellen Motoren selbiger Bauweise, ein technisches Meisterwerk.

Vor 50 Jahren eröffnete BMW sein neues Verwaltungsgebäude. Der „4-Zylinder“ ist ein technisches wie architektonisches Meisterwerk.
Vor 50 Jahren eröffnete BMW sein neues Verwaltungsgebäude. Der „4-Zylinder“ ist ein technisches wie architektonisches Meisterwerk.
(Bild: BMW)

Wer Automobil-affin ist, und schon mal in München war, der kennt ihn, selbst wenn er nur daran vorbeigefahren ist: der berühmte 4-Zylinder. Jenes Gebäude, das den Bayerischen Motorenwerken seit einem halben Jahrhundert als Firmenzentrale dient. In nur 26 Monaten Bauzeit entstand das, was BMW selbst als eine „zeitlose Ikone mit internationaler Strahlkraft“ bezeichnet – und damit nicht übertreibt. 3,5 Millionen Arbeitsstunden investierten 500 Bauarbeiter sowie 200 Architekten, Ingenieure und Zeichner in das beeindruckende Bauwerk. Es ist 101 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 52,30 Meter und verfügt über insgesamt 22 Geschosse, davon zwei Keller- und 18 Bürogeschosse. Über 3.000 Fassadenelemente – erstmalig in Europa im sogenannten japanischen Aluguss-Verfahren hergestellt – zieren sein Äußeres. Und heutzutage völlig undenkbar: Keine Mark über dem Fixpreis und pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen 1972 war der runde Bau äußerlich fertiggestellt. Die feierliche Eröffnung fand acht Monate später statt, genauer gesagt am 18. Mai 1973. Das entsprechende Jubiliäum zelebrierte der Autobauer im vergangenen Juli.

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Bis heute zählt das BMW-Hochhaus mit seiner Hängekonstruktion zu den innovativsten Ingenieursbauten der Nachkriegszeit. Denn die vier Zylinder stehen nicht, wie vermutet, auf dem Boden, sondern hängen an einer kreuzförmigen Stahlkonstruktion vom Dach. Deshalb wuchs das Gebäude nicht wie allgemein üblich von unten nach oben, sondern die oberen Etagen wurden zeiteffizient zuerst am Boden gefertigt, dann hydraulisch am massiven „Hochhausschaft“ aus Stahlbeton nach oben bewegt und in mehreren Segmenten vervollständigt. Im August 1972, gegenüber dem weltbekannten Olympiagelände, wurde die Konzernzentrale am Petuelring fertiggestellt. Das vom österreichischen Architekten Professor Karl Schwanzer konzipierte Verwaltungsgebäude besticht mit einer eindrucksvollen Fassade und dem dahinterliegenden damals zukunftsweisenden Bau- und Raumkonzept.

Film über Karl Schwanzer

„Er flog voraus“ lautet der Titel eines Kinofilms über Karl Schwanzer, mit dem Schauspieler Nicholas Ofczarek in der Rolle des Architekten. Max Gruber hat den Film im Auftrag von Martin Schwanzer, dem verstorbenen Sohn Karl Schwanzers und seiner Enkelin Caroline gestaltet. Wie der Untertitel „Ein Architektenpoem“ andeutet, handelt es sich um eine unkonventionelle Annäherung an eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die Architektur als materialisierte Poesie verstanden hat. Neben Karl Schwanzer selbst kommen in dem Film, der im Herbst 2023 seine offizielle Premiere feiern wird, auch wichtige Zeitzeugen und Wegbegleiter zu Wort.

Ein Gebäude mit Filmgeschichte

1968 schrieb die BMW AG einen Architekturwettbewerb zur Gestaltung eines neuen Verwaltungsgebäudes aus. Um den BMW-Vorstand, Aufsichtsrat und die Großaktionäre zu überzeugen, ließ Architekt Schwanzer ein 1:1-Modell einer kompletten kleeblattförmigen Etage in den Studios der Bavaria Film GmbH im Grünwalder Ortsteil Geiselgasteig errichten und hatte damit Erfolg: Im Dezember desselben Jahres erteilte ihm die BMW-Unternehmensführung den Auftrag zum Bau der neuen Konzernzentrale. An Schwanzers Kulisse und dem darin abgedrehten Pitchfilm war auch Rolf Zehetbauer beteiligt, der 1973 für „Cabaret“ in der Kategorie Art Direction einen Academy Award erhielt. Zwei Jahre später kam der Hollywoodfilm „Rollerball“ in die Kinos – mit dem BMW Hochhaus als architektonischem Protagonisten. Ob „Suspiria“ (1977), „Blutspur“ (1979), „Zwei Nasen tanken Super“ (1984) oder „Vaterfreuden“ (2014): Das BMW Hochhaus feierte auf der Leinwand ganz eigene Erfolge.

Zur 4-Zylinder-Konzernzentrale gehört auch das im Volksmund „Schüssel“ genannte Gebäude mit dem BMW-Logo auf dem Dach. Dieses beherbergt das BMW-Museum. Beiden sind zwei der markantesten Gebäude Münchens und zählen zu den bekanntesten Gebäuden der deutschen Nachkriegsarchitektur. Das Museum war von Beginn an integraler Bestandteil der Vision Karl Schwanzers für die Firmenzentrale. Die Gebäude stehen seit 1999 unter Denkmalschutz und wurden von 2004 bis 2006 saniert.

 

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