Mercedes-Benz 40 Jahre 190er

Von sp-x

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Die Amerikaner nannten ihn spöttisch Baby-Benz und S-Klasse-Chauffeure befürchteten gar, der Stern sei vom Himmel gefallen: Der kompakte Mercedes 190 sorgte 1982 für Diskussionen – bis er etablierte Dynamiker wie den BMW 3er vor sich hertrieb.

Vom sogenannten „Baby-Benz“ baute Mercedes-Benz von 1982 bis 1993 mehr als 1,8 Millionen Stück. Damit zählt er zu den erfolgreichsten Modellen der Marke.
Vom sogenannten „Baby-Benz“ baute Mercedes-Benz von 1982 bis 1993 mehr als 1,8 Millionen Stück. Damit zählt er zu den erfolgreichsten Modellen der Marke.
(Bild: Mercedes-Benz)

Das Jahr wirbelte gewohnte Weltbilder durcheinander, denn Kleine schrieben große Geschichte. Helmut Kohl wurde 1982 neuer Bundeskanzler, weil die FDP das wollte. Der kleine „E.T“, Außerirdischer aus Steven Spielbergs Traumfabrik, machte ein Sci-Fi-Märchen zum bis dahin größten Kinoerfolg und ein kompakter Mercedes vermaß das Firmament der Sterne neu. Mercedes-Benz 190 (Baureihe W 201) nannte sich dieser Provokateur, der schon als Erlkönig für Unruhe unter der konservativen Mercedes-Kundschaft gesorgt hatte. „Ushido“ stand zur Tarnung als Typenschriftzug an den Vorserienfahrzeugen, deren Schrumpfformat an einen Extraterrestrischen erinnerte.

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Gut 30 Zentimeter kürzer und 10 Zentimeter schmaler als der bisherige Basis-Benz vom Typ 200 (W 123), irritierte die Limousine sogar Fachmedien, die prompt vom „Baby-Benz“ sprachen. Keine Prestigekarosse, vermeintlich kein Taxiformat, stattdessen aerodynamisch-schlichtes Design und unerhört sportive Ambitionen: War der 190 wirklich noch ein echter Mercedes? Heute wissen wir, mit dem agilen Mittelklasse-Modell 190 attackierte Mercedes nicht nur erfolgreich Dynamiker wie BMW 3er und Audi A4. Der Baby-Benz bewahrte sich auch schwäbische Tugenden wie Premium-Preise, Solidität und Sicherheit. Vorbild war die gleichzeitig entwickelte S-Klasse W 126. Sogar deren extrem hohe Sicherheitsstandards erfüllte der Typ 190. Als 1993 die C-Klasse den Stab übernahm, war der anfangs belächelte Baby-Benz bereits zum Millionseller geboomt.

Ein Schwabe aus dem Norden

Ausgerechnet der Kleinste forderte das bis dahin größte Investment in der Mercedes-Geschichte: Gut zwei Milliarden Mark, ein neues Werk in Bremen und mehr als sechs Jahre Entwicklungszeit kostete die Konstruktion des Mercedes 190, dessen Modellcode an die gleichnamige Baureihe (W 120) aus den 1950ern erinnerte. Allerdings ging aus jenem Ponton-Klassiker der Wirtschaftswunderzeit später die größere E-Klasse hervor. Dagegen sprach die Baureihe W 201 als Vorbote der heutigen C-Klasse in den 1980ern ein neues Publikum an. Mehr noch, dieser Benz legte alle schwäbische Betulichkeit ab und setzte Trends, so wie bis dahin nur Berufsdynamiker á la BMW 3er oder Alfa Giulia/Giulietta. Passend zu Aerobic, Breakdance und schnellen Inline-Skates, den Sporttrends jener Dekade, war der Mercedes 190 für Adrenalinschübe gut, wie sie auch die Zielgruppe der finanziell gut ausgestatteten Yuppies und Dinks liebte.

Bereits die 66 kW/90 PS leistende Vierzylinder-Vergaserversion des 190 war schneller unterwegs als der deutlich kräftigere und größere Mercedes 200, aber auch nur knapp 300 Euro billiger. Der 90 kW/122 PS abgebende 190 E nahm es fast mit dem 136 kW/185 PS starken 280 E auf und in Richtung München bliesen der 190 E 2.3-16 und alle folgenden furiosen Vierventil-Ableger als erste echte viertürige Mercedes-Racer. Noch vor BMW M3 oder Audi RS demonstrierten die bis dahin steifen Sternträger, welche Weltrekordfahrten, DTM-Qualitäten und Bestzeiten sie als Flügel- und Spoiler-geschmückte 16-Ventiler in Beton und Asphalt brennen. Sei es als 2.3-16 im Jahr 1983 im italienischen Nardò mit einem Durchschnitt von fast 250 km/h über 25.000 Kilometer Distanz oder 1990 in finaler Ausbaustufe als 2.5-16 Evolution mit 173 kW/235 PS und Fahrleistungen auf dem Niveau von V12-BMW.

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