der vielbeschworene Strukturwandel im Kfz-Handel war über Jahre gefühlt ein Projekt der Unternehmensberater und der Automobilprofessoren. Faktisch getan hatte sich wenig. Hie und Da mal eine Übernahme, ein Zusammenschluss, auch nach einer Insolvenz. Die großen Gruppen erwarben kleinere, zum Portfolio passende Händler in ihrer Region. Der Wandel blieb überschaubar – oftmals war die fehlende Nachfolge-Option in der Betreiberfamilie ausschlaggebend.

Davon kann beim heutigen Paukenschlag keine Rede sein: Die Hedin-Gruppe verleibt sich die Torpedo Garage ein. Denn mit Christian und Maximilian Ritter arbeitet die vierte Generation im Familienunternehmen schon länger und mit kreativen Ideen aktiv mit. Umso verstörender wirkt nun der Verkauf. Sieht selbst eine große Gruppe wie Torpedo trotz wegweisender Entscheidungen, trotz Diversifizierung im Portfolio, trotz der Investition in neue Marken langfristig keine Chance mehr? Welche Option haben Einzelhändler oder Händler mit nur einer Handvoll Standorten noch?

Die Hersteller drängen seit Längerem auf größere Einheiten – und wollen die Vertriebskosten senken. Der Vormarsch großer Gruppen mag sie zunächst erfreuen. Aber ob ihnen die Entwicklung langfristig gut tut, wird sich noch zeigen. Denn ob Handelskonzerne wie Hedin künftig irgendwelche überdrehten Ideen aus der Marketing-Etage mitmachen, darf man bezweifeln. Eher fliegt ein forderndes Fabrikat aus dem 20-Marken-Portfolio, wenn sich der Invest nicht lohnt – erst Recht, wenn der Handelskonzern keine emotionale Bindung zur Marke hat. Klar, dieses Szenario wird noch brauchen. Andererseits, das sehen wir heute, kommen Paukenschläge oft unverhofft.

Andreas Grimm,
Redakteur Ressort Management & Handel